Long-COVID-Ambulanz in der Kinderklinik

Die meisten haben eine gute Prognose

Dr. Martin Wetzke und Dr. Valentina Skeries sitzen vor einem PC-Monitor.
Können Jugendlichen mit Post-COVID-Syndrom helfen: Dr. Martin Wetzke und Dr. Valentina Skeries. Copyright: Karin Kaiser/MHH

„Wir bekommen nach wie vor viele Anfragen“, sagt Privatdozent (PD) Dr. Martin Wetzke von der Klinik für Pädiatrische Pneumologie, Allergologie und Neonatologie. Der Oberarzt kümmert sich gemeinsam mit seiner Kollegin Dr. Valentina Skeries um die Betroffenen im Kindes- und Jugendalter. Seit der Einrichtung der Pädiatrischen Long-COVID-Ambulanz im April 2022 haben die beiden rund 100 junge Patientinnen und Patienten untersucht und gegebenenfalls eine Therapie initiiert.

Meist sind Jugendliche betroffen, Kinder mit Long-COVID gibt es kaum

Im Unterschied zu den Erwachsenen gibt es bei Kindern und Jugendlichen so gut wie keine schweren Verläufe von akuten SARS-CoV-2-Infektionen. „Sie haben normalerweise einen milden bis moderaten Verlauf. Häufig geht es ihnen nach der Infektion kurzzeitig besser bis sich plötzlich anhaltende Beschwerden einstellen“, beobachtet Dr. Wetzke. In den allermeisten Fällen seien Jugendliche betroffen, Kinder mit Long-COVID gebe es kaum. Das vorherrschende Symptom ist Fatigue, also eine anhaltende schwere körperliche Erschöpfung. Weitere Beschwerden sind Konzentrationsprobleme, Schlafstörungen und Probleme beim Atmen. In der Ambulanz werden die jungen Patientinnen und Patienten zunächst umfassend untersucht. „Zur Diagnostik gehören beispielsweise ein Lungenfunktionstest, ein Ultraschall des Herzens und Blutuntersuchungen“, erläutert Dr. Skeries. Bei der Diagnosestellung und auch bei der späteren Therapie arbeitet das Ambulanzteam eng mit Radiologie, Kardiologie, Immunologie und Sportmedizin zusammen.

Beschwerden ernst nehmen

Bei etwa 75 Prozent der jungen Menschen wird Post-COVID diagnostiziert, bei den übrigen oft eine andere, bisher nicht entdeckte Erkrankung, beispielsweise Asthma. „Im ersten Schritt hilft es vielen Jugendlichen schon, wenn man sie mit ihren Beschwerden ernst nimmt“, stellt Dr. Skeries fest. Denn häufig würden sie als Simulanten abgetan. Bei der Therapie der Fatigue spiele das Pacing, eine Art Energiemanagement, eine große Rolle. Eine kausale Behandlung ist nicht verfügbar. „Gerade von viel in den Medien diskutierten Verfahren wie einer Plasmapherese raten wir ab“, sagt Dr. Skeries. Für diese Verfahren gäbe es keine Evidenz, vielmehr gehe es den Jugendlichen nach dem Einsatz eher schlechter.

Die Erfahrung zeigt, dass die jungen Patientinnen und Patienten insgesamt eine gute Prognose haben. „Es gibt nur ganz wenige wirklich extrem schwere Fälle“, betont Dr. Wetzke. „Bei vielen stellt sich nach ein paar Monaten eine Besserung ein, dennoch brauchen die Betroffenen Geduld bis die gewohnte Leistungsfähigkeit wieder da ist.“

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Text: Tina Götting